»Wir sind die 0,9 Prozent!«

Blogbeitrag von tefkabh auf https://tefkabh.blackblogs.org/ über den Anti-Heimatabend im Kafe Marat, München am 13. April 2019.

Der Saal ist gut gefüllt. Eine Kompilation gar erschröcklicher Musik, deren sämtliche Stücke nur eines gemein haben, nämlich das Topos „Heimat“, dröhnt aus den Lautsprechern. Neben mir sitzt ein sympathischer Typ vom Baierischen Rundfunk mit einem Mikrofon in der Hand. Ich habe das Buch von Thomas Ebermann, Linke Heimatliebe – Eine Entwurzelung, gelesen und entsprechend hoch sind die Erwartungen.

Dann – Lichter an! – es geht los. In einem dreistündigen Vortrag, unterbrochen nur von einer viertelstündigen Pause, fassen Thomas Ebermann und Thorsten Mense nicht nur den Inhalt ihres Buches gekommt und in anschaulicher, unterhaltsamer Manier zusammen, sondern liefern auch zahllose konkrete Beispiele für einen gesellschaftlichen Rechtsruck, und weshalb eine Fokussierung auf die „Heimat“ gefährlicher ist, als sie scheinen mag.

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Buch: »Linke Heimatliebe – Eine Entwurzelung« von Thomas Ebermann

Buchtitel »Linke Heimatliebe« von Thomas Ebermann
Vorbestellung über »konkret«

Heimat boomt. Ihre Allgegenwart markiert das Grundrauschen der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung. Kein Begriff siedelt so nahe an der Volksgemeinschaft wie dieser. Er gehört den Rechten und ist ohnehin nur Statthalter in einer Zeit, in der »Blut und Boden« so ohne weiteres nicht mehr propagiert werden können.

Was Negation verdient, wird von jenen »Linken«, die notorisch noch den letzten Dreck nicht den Rechten überlassen wollen, dem alternativen Gebrauch zugeführt. So alternativ ist der oft aber nicht: Die Verwechslung des Menschen mit nicht umpflanzbaren Bäumen; die unentrinnbare Prägung durch Herkunft; die Liebe zu Gebietskörperschaft, Brauchtum und Eckkneipe; der Kampf gegen die Fremden und das Fremde; die Abscheu vor dem Zersetzenden; all das findet sich auch im »linken« Heimatdiskurs.

Dieses Buch seziert seine aktuellen Ausformungen und seine affirmativen Autoritäten – etwa Ernst Bloch, Kurt Tucholsky, Johannes R. Becher oder den vorgeblichen Erneuerer des Heimatfilms, Edgar Reitz. Der Autor zügelt dabei seinen Hass auf die »Gemütlichkeit« keineswegs.

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„Enemies of Gemütlichkeit“ und Anti-Heimat-Kunst

Radio FSK, Hamburg spricht mit Johanna Tirnthal & Richard Pfützenreuter über ihre Performance »Enemies of Gemütlichkeit«:

»Es war einmal eine Heimat voller Berge, Semmelknödel und herzensguter Menschen: Österreich. Es war sehr gemütlich dort. Von den Berghängen schallten Mozart-Sonaten und die Straßen waren gepflastert mit Weltliteratur. Eine Idylle, wäre nicht die Politik gekommen. Und die Deutschen! Und die Künstler! Alles haben sie beschädigt und beschmutzt. Sind sie noch zu stoppen oder werden sie bald auch deine Gemütlichkeit zerstören? Ein performativer Crash-Kurs in Anti-Heimat- Kunst.

( aus der Ankündigung )

In dem ausgedehnten Studiogespräch wird den Bedingungen, Möglichkeiten und den Inhalten sowie Formen einer Anti-Heimat-Kunst nachgegangen, wie sie sich in Österreich entwickeln konnte und entwickelt. In Deutschland gibt es eine solche Tradition nicht, warum das so ist und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, wird wird ebenfalls behandelt.

Interview anhören (auf Audioportal Freier Radios)

Dokumentation der Arbeitskonferenz in Hamburg

Wir stellen diese Internetseite nach und nach um. Sie wird in Zukunft den Anti-Heimatabend auf seiner Tour begleiten.

Parallel dazu werden wir ausgewählte und natürlich »feindliche« Beiträge zum Thema Heimat hier veröffentlichen – mit besonderem Schwerpunkt auf Texte oder Video/Audio-Mitschnitte von Beiträgen, die auf der Arbeitskonferenz gehalten wurden.